Ich liebe mich – Ich liebe mich doch nicht – DOCH ich liebe mich đ
Mit knapp 44 bekam ich einen regelrechten Schub. Wenn Du jetzt meinst, dass es in Richtung Erleuchtung ging, weit gefehlt. Ich erlebte einen, fĂŒr mich, sichtbaren Altersschub.
Einige werden ĂŒber Nacht berĂŒhmt, ich bekam ĂŒber Nacht Falten.
Na, so ganz stimmt es wohl nicht, denn wenn ich mich an meine einfĂŒhlsamen Eltern erinnere, dann fragte mich meine Mutter ein paar Jahre vorher, von wem ich denn bloĂ die Falten geerbt hĂ€tte. Also von ihnen sicherlich nicht. Mir fiel die Kinnlade runter. Jung aussehen war vor allem meinem Vater wichtig. Diese ganze Selbstwertgeschichte begleitet mich seit meiner Kindheit. In meiner Jugend war mir das alles noch nicht so bewusst.
Meine Eltern haben mich sicherlich auf ihre Art und Weise geliebt. Sie wollten mich beschĂŒtzen und dafĂŒr haben sie alles an Ăngsten und Sorgen aufgefahren, die sie auf Lager hatten. Wie sich Liebe dabei wahrhaftig anfĂŒhlt? Keine Ahnung. Bei mir ist es als Dauermosern angekommen und⊠Du bist nicht gut so wie Du bist.
- KĂ€mm Dich mal?
- Was hast Du denn da an?
- Du bist aber dĂŒnn geworden`
- Uih, Du hast aber zugenommen?
- Wo hast Du denn auf einmal so viel Oberweite her?
- Wer hat Dir denn die Falten vererbt`âŠ.usw.
âSuperâ, dachte ich. âDa stehe ich ja echt hoch im Kurs bei ihnenâ.
Noch vor meinem Altersschub, lernte ich einen gut aussehenden Mann kennen und zeigte meiner Mutter ein Foto. Das hĂ€tte ich mir eindeutig sparen können. Sie runzelte die Stirn und sagte: âNa, den hast Du wohl nicht lange fĂŒr Dich alleinâ. Das saĂ und mein Selbstwert sackte gnadenlos in die Tiefe. Zum GlĂŒck schnallte ich mich schnell noch an und schaffte es aus diesem Luftloch wieder raus.
Heute ist mir bewusst, dass meine Eltern ebenso an ihrem Selbstwert zweifelten und die Selbstliebe im Keller vergraben war. Es war irgendwie auch ihre Art und Weise mir mitzuteilen, dass sie Angst hatten, ich könnte verletzt werden, was sie ja nicht wollten. Das Ergebnis sah in der Momentaufnahme allerdings anders aus. Ich fĂŒhlte mich verletzt. Doch wie konnte es soweit kommen?
Ganz einfach, ich hatte meine Macht abgegeben, bei mir zu bleiben. Futsch waren die Erkenntnisse aus dem Gesetz der Anziehung. Je schrecklicher ich mich fĂŒhlte, um so mehr zeigte sich alles im AuĂen. Ich sendete sozusagen ununterbrochen die Signale und umgab mich mit einer Aura des, â ich werde eh wieder verlassenâ.Â
Was mussten meine Eltern wohl selbst alles mit gemacht haben? Sie gaben einen perfekten Spiegel fĂŒr mich ab. Ich schaute hinein und sah mich als ziemlich wertlos und ungeliebt an.
Die innere Kritikerin
War auf Hochtour und ich hatte einiges damit zu tun, um mir auf die Schliche zu kommen.
Was machen wir uns bloĂ das Leben schwer, wenn wir den Mund halten und unseren GefĂŒhlen keinen echten Ausdruck verschaffen? Dann kommen solche merkwĂŒrdigen Aussagen zustande, obwohl meine Eltern vielleicht einfach sagen wollten: âDu bist wundervoll, so wie Du wahrhaftig bist. Wir wĂŒnschen Dir die allerbesten Erfahrungen im Leben. Lausche Deinem inneren Selbst. Es gibt Dir ĂŒber Deine Intuition Hinweise, was zu tun oder zu lassen ist. Wir lieben Dichâ.
Meine Eltern haben mittlerweile die irdische Seite verlassen und mir den Stab der Verantwortung, dies alles zu Ă€ndern, ĂŒbergeben. Mach Du es anders, sagte mein Vater einmal. Du kannst mir noch Dein ganzes Leben die Schuld geben oder Du bist bereit einen neuen Weg zu gehen.
âJa Papa, ich habe Dir, ich habe mir vergeben und jetzt schauen wir mal. Schick mir bitte von der anderen Seite erhellende Einsichtenâ.
Meine Mutter fragte mich am Ende ihrer Tage. âSag mal, wir haben nicht wirklich viel gelacht, oder?
Neee, das war Mangelware in unserer Familie.
Am meisten Spaà hatte ich tatsÀchlich in den letzten Jahren mit ihnen, obwohl sie sich echt einiges ausgedacht hatten⊠dazu vielleicht ein anderes Mal.
ZurĂŒck zu meinen sichtbaren Falten. Ich war meine beste Kritikerin und blickte mich streng an. Wie konnte das nur sooo frĂŒh geschehen. Schau Dir mal andere Frauen an. Makellose glatte Haut und jetzt kommst Du.
Meine gleichzeitig einsetzende Altersweitsichtigkeit
Nervt immer noch, doch gleichzeitig wirkt sie wie ein Bildbearbeitungsprogramm. Wenn ich mich im Spiegel betrachte, ohne Brille natĂŒrlich, wirken die Falten schön abgemildert. Mmmh, das ist doch mal etwas Angenehmes. Apropos Altersweitsicht. Ich könnte mir vorstellen, dass die auch so eine Programmierung unserer Gesellschaft ist.
âDu wirst schon sehenâ (oder eben nicht mehr), wurde ich auf meinen weiteren Verfall vorbereitet. Mit Anfang 40 ist es soweit. Dann hast Du in jeder Tasche eine Lesebrille.
Nun, irgendwie hat die Konditionierung bei mir gewirkt und ich begann in der NĂ€he alles verschwommen zu sehen. In die Ferne zu blicken war fĂŒr mich eh eine Wonne. Wer will schon den ganzen Krempel der Gegenwart betrachten? Ich wohl eher nicht. Um so wohler fĂŒhlte ich mich in meinen Zukunftsvisionen und wenn ich in der Natur war konnte ich ganz weit blicken.
Dabei brĂ€uchte ich wahrscheinlich nur meine Ăberzeugung zu korrigieren und gleichzeitig regelmĂ€Ăiges Augentraining vollziehen. Es gibt so viele Menschen, die damit positive Erfahrungen gemacht haben.
Ich benutze immerhin regelmĂ€Ăig am Computer meine Loch-/Rasterbrille (auch eine Art Augentraining) und kann mit ihr ziemlich gut sehen. Allerdings sehe ich damit wie Puck die Stubenfliege aus. đ€
Ehrlich gesagt kann ich immer noch nicht fassen, dass ich darauf reingefallen bin. Konnte ich doch so gut sehen. Mit 11 Jahren wollte mir ein besorgter Augenarzt die erste Brille verschreiben. Hat er dann auch. Allerdings war ich damit nicht einverstanden. Gut, ich gebe zu, dass ich auch eitel war. Gleichzeitig schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass sich meine Augen doch an die Brille gewöhnen wĂŒrden und ich sie dann immer auf meiner Nase hĂ€tte. Ich entschied sie zu entsorgen und sah klar und deutlich, nah und fern⊠bis Anfang 40.Â
Liebe ich mich nun so wie ich bin?
Ich beschreibe es mal so. Da ist noch einiges an Spielraum. Ich gehe mittlerweile sanfter mit mir um und die innere Kritikerin in mir ist versöhnlicher geworden.
Sonst wĂŒrde ich Dir das alles hier nicht schreiben. Da hĂ€tte die Perfektion wohl schon gebrĂŒllt: âBist Du irre, Du kann Dich doch nicht derart zeigen, was sollen die Leute denn bloĂ denken?â
Das, was sie wollen? Ich bin da rausâŠ
⊠Denn ich liebe mich eben doch. đ„°
Viele Male habe ich bereits erfahren, dass sich im Moment der Annahme und Akzeptanz der Ursache, ein Wohlbefinden in mir und meinem Leben ausgedehnt hat. Körperliche, seelische oder mentale Probleme transformierten sich. Raus aus dem Widerstand und die wohltuende Entspannung konnte sich ausbreiten, die mir dann Lösungen und Heilung brachte.
Ein guter Indikator, wo ich mich gerade befinde, sind die Resultate im AuĂen. In einem Strom des WohlgefĂŒhls hat sich nĂ€mlich immer Wundervolles manifestiert.
Ja, und manchmal brauche ich zur Auflösung des LebensrĂ€tsels mehr Zeit, ein anderes Mal geht es zĂŒgiger. Alles ist gut wie es ist.
Ein paar interessante Fragen kamen ĂŒber ein Podcast zu mir. Ich bin gespannt, welche Antworten ich, im Laufe meines noch verbleibenden Lebens, empfangen werde und wie ich mich weiter entwickle.
- Wie gut kann es werden?
- Wie bereichert kann mein Leben sein?
- Wieviel Leichtigkeit kann ich ertragen?
- Wieviel Liebe kann ich bewÀltigen?
- Wieviel GĂŒte kann ich aushalten?
Und wie meine Seele immer sagt (oder wer war das noch?):
âHeute ist nicht alle Tage, ich komme wieder, keine Frageâ. đ
Lasst uns auf dem Weg der Erleuchtung schon mal das innere Licht anknipsen. Dann sehen wir auch besser⊠Altersweitsicht hin oder her.
Ach ja, und bei den vielen schönen Lebensvisionen die ich innerlich habe, genieĂe ich gleichzeitig auch die herrliche Gegenwart, die ich nun mit einem neuen, aufbauenden Bewusstsein entdecke. Beides zusammen kreiert dann wohl irgendwie meine RealitĂ€t.
Wie war das noch gleich? Alles was ich in der Gegenwart denke, fĂŒhle, spreche und tue, erschafft meine Zukunft? Und da die Gegenwart ja auch irgendwann meine Vergangenheit ist, hat diese wohl auch Einfluss auf meine nĂ€chste Gegenwart und damit auch auf meine Zukunft. đ
Wie auch immer, mich im im HIER und JETZT wohl zu fĂŒhlen, lohnt sich allemal.
Ich bin đDu bist đ„° Liebe ist âšđImmer da
Deine Nadja
Wunderbar meine Liebe. Ich danke Dir dafĂŒr.
So schön, dass ich weinen muss.
Ich kann es so nachvollziehen.â€ïž
Liebe Nadja,
ich hab soo gelacht!!! Herrlich, wie Du deine Eltern beschreibst. GENAU solche Kommentare habe ich auch bekommen. Bei mir kam dann noch dazu, „hast wohl die dicken Oberschenkel von deinen Omas geerbt“ und bei der Schneiderin, die irgendwie nicht hingekriegt hat, einen Rock meiner schmalen Taille anzupassen, meinte dann, ihre Tochter ist ja völlig verbaut und meine Mutter bestĂ€tigte das auch noch. Gott sei Dank hab ich Töchter, die mir heute, mit fast 68, Komplimente machen wie „Mama, du bist einfach total hĂŒbsch und wirst immer schöner mit dem Alter“. Tja, ich liebe mich inzwischen auch so wie ich bin und finde mich total schön. In diesem Sinne, es lebe das Leben :-)))
Meine liebe Nadja,
wir kennen uns seit 53 Jahren đ
das ist kaum zu glauben !
… und es macht mich glĂŒcklich und stolz, dass wir uns immer noch haben und uns immer noch gut verstehen.
…und ĂŒbrigens : ich fand‘ dich immer genau richtig, so wie du bist !
Liebe Nadja, das war wieder einmal wunderbar zu lesen. Ich bewundere Deine Offenheit und wie Du die Themen ansprichst und reflektierst. Manches kann man einfach „abnicken“, ĂŒber anderes kann man noch eine Weile nachdenken. Ich bin froh, dass wir uns – auch? – in diesem Leben begegnet sind und freue mich auf weitere News von und GesprĂ€che mit Dir!!!!
Du bist goldrichtig, genau so, wie Du bist.